Schadenserfahrung

Aus Schaden wird man klug, heisst es. Aber wollen Sie wirklich so viel Lehrgeld investieren ? Da man auch aus den Fehlern, die andere dankenswerterweise bereits für uns alle schon gemacht haben, viel und vor allem preiswert lernen kann, nachfolgend einige Beispiele.

Haustrennwände zwischen Reihen- und Doppelhäusern 

Bauteil:

Reihenhaus-Trennwand, 2-schalig mit Mineralwolledämmung

 

Planungs-und Ausführungsfehler:

  1. massive Schallbrücken bei der Betonage der Stützen und Ringanker
  2. zu geringe Masse der Mauerwerksschalen
  3. über die Hausgrenzen hinweg durchgehende Holzschalung

Auswirkung:

Massive Unterschreitung der gemäß DIN erforderlichen Schalldämmwerte zwischen den Reihenhäusern. Dieser Schaden hätte mit einfachen Mitteln vermieden werden können. Mit vertretbarem Aufwand ist er nun nicht mehr zu beheben.

Bauteilanschlüsse, Körperschallbrücken und Undichtigkeiten

Bauteil:

Treppenhaus / Treppe in einem Hotel

 

Planungs- und Ausführungsfehler:

  1. massive Schallbrücken durch Auflagerung der Treppenstufen / Übergang zum Podest ohne Entkopplung
  2. massive Körperschallbrücke durch allseitige Verklebung des Steinsockels mit der Wand und den Treppenstufen / Podest

Auswirkung:

erhebliche Unterschreitung der gemäß DIN mindestens erforderlichen Schalldämmwerte, die Benutzung der Treppe wird im ganzen Haus störend empfunden.

raumakustische Missverständnisse

Bauteil:

Decken in einer Multifunktionshalle

mehrere Missverständnisse in der Planungsphase:

Vom beratenden Akustiker war die erforderliche äquivalente*) Absorptionsfläche berechnet und mengenmäßig mit „gesamte Deckenfläche“ angegeben worden.
)* Dieser theoretische Wert bezeichnet die Fläche eines Absorbers mit einem (rechnerisch angenommenen) Wirkungsgrad von 100% (αs = 1).

  1. Vom Planungsbüro verstanden und in der Praxis umgesetzt wurde zwar die „gesamte Deckenfläche“ wie angegeben, jedoch mit einem Absorber (hier Gipskarton-Lochplatten / GKL), welcher diesen theoretischen Wert (αs = 1) nicht aufweist.
  2. Hinzu kam eine Verringerung der effektiv wirksamen Fläche, weil zwar die „gesamte Deckenfläche“ mit GKL ausgestattet wurde, aber natürlich nur die praktisch verfügbare (also abzüglich Oberlichter, sichtbar belassene Unterzüge, Faschen, nicht absorbierende Einbauteile usw.). Diese liegt jedoch praktisch immer deutlich unter der Brutto-Deckenfläche, verstanden als Länge x Breite.
  3. Die GKL-Decke wurde mit einem deutlich geringeren Abstand zur Rohdecke montiert als im Prüfzeugnis angegeben (standardmäßig erfolgt die Prüfung bei 20 cm). Die akustischen Eigenschaften ändern sich hiermit, weil der Deckenhohlraum („eingeschlossene Luft“ / Absorberabstand vor einer schallharten Fläche) im Gesamtsystem „mitwirkt“.
  4. Oft wird unterschätzt, dass die im Prüfzeugnis angegebenen αs-Werte in der Praxis unter bestimmten Einbaubedingungen nicht erreicht werden, z.B. wenn der Schall-Einfallswinkel bei niedrigen Deckenhöhen zum Teil sehr flach ist und nicht „diffus“ (wie bei der Ermittlung der Werte im Hallraum vorausgesetzt und sichergestellt). Das Absorptionsvermögen einiger Produkte ist deutlich vom Schall-Einfallswinkel abhängig !
  5. Die Schallkonzentration im Raum ist nicht überall gleich. Ein Absorber kann seine Wirkung natürlich nur dort prüfzeugnisgerecht entfalten, wo er von den „Schallstrahlen“ auch „getroffen“ wird, Effekte der Abschirmung sind also ebenso zu berücksichtigen, wie die geometrische Platzierung im Raum.

Auswirkung /en:

Sehr deutliche Überschreitung des angestrebten Nachhallzeitniveau`s, in der Folge schlechte Sprachverständlichkeit und unangenehmer (nicht erwartungsgerechter) Raumeindruck.

Schall-Nebenwege

Bauteil:

durchgehender Spitzboden über Wohnungstrennwand bei nachträglichem Einbau von Wohnungen in vorhandenem Gebäude

 

Planungs- und Ausführungsfehler:

  1. Die Deckenentlüftung der aneinander grenzenden WC`s wurde im Spitzboden mittels Y-Abzweig zusammengelegt und gemeinsam über Dach geführt.

Auswirkung:

über diese Rohrverbindung könnten die Mieter ‚jedes Wort…‘ aus dem WC der Nachbarwohnung mithören oder sich mit ihren Nachbarn während der ‚Sitzung‘ unterhalten.

Modales „Eigenleben“ der Räume

Bauteil:

Raum mit quadratischem Grundriß in einer Kindertagesstätte, Wände allseitig Mauerwerk, geputzt und gestrichen

 

Planungs- und Ausführungsfehler:

  1. Zwischen sich parallel gegenüberliegenden schallharten Raumbegrenzungsflächen können sich sogenannte Flatterechos ausbilden.
  2. Die ungünstige Raumgeometrie (z.B. ist die Wahl ganzzahliger Vielfacher von Längen- zu Breiten- oder zu Höhen-Verhältnissen raumakustisch oft problematisch) hat hier zur Ausbildung von Raumeigenresonanzen geführt. Der Effekt – wie sich 2 Wellen (hier im Beispiel bei 80 Hz) überlagern und dann zu einem deutlich höheren Schallpegel „aufschaukeln“ – ist sehr anschaulich in der obenstehenden Graphik (Meß-Ergebnis bei Auflösung bis auf Wellenebene) zu erkennen.

Auswirkung:

Erhebliche Lärmentstehung im Raum bereits dann, wenn nur wenige Kinder toben, mit dem gruppendynamischen Effekt, daß sich in der ständig lauter werdenden Umgebung alle gegenseitig zu übertönen versuchen und schließlich der Lärmpegel unerträglich wird und aggressives Verhalten provoziert.

 

Kontakt

Dipl.-Ing. Peter Karsten
Beratender Ingenieur – Ingenieurkammer Niedersachsen
Akustik-Analyse-Service

Steinecke 27
D-38112 Braunschweig

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